USA

An Universitäten der Vereinigten Staaten hat Vargas Llosa zahlreiche Gastdozenturen wahrgenommen – erstmals im Herbst 1968 in Pullman im Bundesstaat Washington, auf Einladung des dortigen Professor und zugleich Übersetzers seines Frühwerks ins Deutsche, Wolfgang A. Luchting. Er hält dort drei Vorlesungen, u.a. über die Entstehung seines Romans Das grüne Haus, und ein Seminar über Garcia Marquez. 1 Beide Themen arbeitet er später zu poetologischen Schriften aus (Historia secretaria de una novela und Historia de un deicidio). Im Anschluss, von November 1968 bis Januar 1969 lehrt Vargas Llosa an der Universität in Puerto Rico und wohnt im Edificio Town House im Viertel Rio Piedras der Stadt San Juan.

Nach Lehraufträgen in Jerusalem und im britischen Cambridge 1976/77 folgt 1980/81 ein längerer akademischer Aufenthalt in Washington D.C, wo Vargas Llosa am Woodrow Wilson Center der Smithsonian Institution zu Gast ist und mit seiner Frau Patricia an der Reservoir Road in Georgetown ein Haus zur Verfügung hat. In dieser Zeit eignet er sich die Schriften von Friedrich Hayek an und recherchiert für seinen historischen Roman Der Krieg am Ende der Welt. In den Jahren 1983 und 1986 liest er an der Washington-Universität in St. Louis, von dort besucht er die Grabstätten Mark Twains in Hannibal und seines Ideals William Faulkner in Oxford.2

Anfang der 1990er Jahre, nachdem Vargas Llosa sein Heimatland infolge seiner Niederlage bei der Präsidentschaftswahl verlassen hat, häufen sich seine Besuche an amerikanischen Hochschulen wieder. 1991 ist er kurzeitig an der Florida International University, bevor er im zweiten Halbjahr 1992 an der Harvard-Universität in Cambridge, Massachusetts, einen Kurs über vergleichende Literaturwissenschaft gibt und von Januar bis Mai 1993 in Princeton einen über Fantastische Literatur in Lateinamerika. Im Folgejahr hält er an der Georgetown-Universität in Washington ein Seminar über Julio Cortazars Kurzgeschichten.3

Princeton wird insofern ein wichtiger Bezugspunkt, als dass die dortige Universitätsbibliothek in den 1990er Jahren beginnt, ein Archiv aus Vargas Llosa Briefen, Romanentwürfen usw. anzulegen, das auf über 360 Kästen angewachsen ist. Rubén Gallo, der seit 2004 das Programm für Lateinamerikanische Studien an der Universität leitet, gewinnt den peruanischen Schriftsteller für drei Semester als Gastdozent: zuerst anlässlich seines Buchs über Victor Hugo und dann für ein Seminar über Jorge Luis Borges. Dieses findet im Herbst 2010 statt – weshalb Princeton der Ort ist, an dem Vargas Llosa erfährt, dass er den Literaturnobelpreis erhält. 2015 schließlich veranstalten Gallo und Vargas Llosa gemeinsam ein Seminar über das Verhältnis von Literatur und Politik in Lateinamerika.4

  1. Raymond Leslie Wilson: Mario Vargas Llosa, I life of writing. University of Texas Press. 2014, S. 36 f. ↩︎
  2. Ebenda, S. 67. ↩︎
  3. Ebenda, S. 80 und 86. ↩︎
  4. Rubén Gallo: Introduction: Mario Vargas Llosa at Princeton. In: Ders. Conversation at Princeton. Mario Vargas Llosa. News York: Farrar, Straus and Giroux, 2017. ↩︎