1936
Mario Vargas Llosa kommt am frühen Morgen1 des 28. März 1936 in der Wohnung seiner Großeltern mütterlicherseits am Bulevard Parra 101 (heute: Avenida Parra) in Arequipa in Südperu zur Welt. Pedro und Carmen Llosa hatten den zweiten Stock der Stadtvilla, die heutzutage als Museum und Bibliothek zum Leben des Literatur-Nobelpreisträgers dient, von einer Familie namens Vinelli gemietet. Ihre Tochter Dora hatte im Jahr zuvor Ernesto Vargas geheiratet und war ihm nach Lima gefolgt, kehrte jedoch auf sein Anraten als Schwangere zurück und erkannte an ausbleibenden Briefen, dass er mit ihr gebrochen hat. Auf das Telegramm, mit dem der Großvater ihn von der Geburt unterrichtet, reagiert Ernesto nicht, um dann die Scheidung einzureichen. (Zu den Gründen, warum die Ehe scheiterte.)
Dora gibt ihrem Kind den Namen Mario – nach der Hauptfigur Mario Caravadossi in Pucchinis Oper Tosca, die sie vermutlich, als sie guter Hoffnung war, in Lima erlebte. Als verstoßene Frau indes traut sie sich in Arequipa kaum aus dem Haus, so groß war ihre Scham vor dem Gerede der katholischen Stadtgesellschaft. Wahrscheinlich teilten die Großeltern und anderen Mitglieder der Familie Llosa dieses Gefühl, weshalb sie 1937 die Gelegenheit ergreifen, nach Cochabamba in Bolivien umzusiedeln => Nächste Station.
1940
Mario Vargas Llosa verlässt seine Geburtsstadt also im Alter von einem Jahr, bevor er eine Erinnerung an sie bilden kann. Was er zunächst von ihr erfährt, sind Nostalgien: das, was seine Familie an Anekdoten und Bräuchen erzählt. Als Mario vier Jahre alt ist, besucht er zusammen mit seiner Großmutter und Großtante Arequipa, um einem landesweiten Eucharestie-Konvent beizuwohnen. Die Reise geht von Cochabamba mit der Eisenbahn nach La Paz, deren steile Straßen den Jungen beeindrucken, mit dem Dampfschiff auf dem Titicacasee über Nacht nach Puno und anschließend per Bahn nach Arequipa. Dort kommen sie bei seinem Onkel Eduardo, einem Richter, unter. Das Kind sieht die Kolonialstadt, die wegen ihrer Häuser aus Sillar Weiße Stadt genannt wird, die umgebenden Vulkane Misti, Chachani und Picchu Picchu und lernt an regionaltypischen Speisen gefrorenen Käse und „Chupes“ kennen: Suppen, „in denen Krustentiermonster mit rötlichen Muscheln und beweglichen Zangen hervorstachen“. (Quellen: El pez en el agua, Capitulo 1, La vida en Palabras – Episodo 1, Extemporáneos: Semilla de los sueños)
Arequipa, Stadtrand mit Blick auf die Vulkane
- Laut dem Biographen (und einstigen Schulkamerad) Max Silva Tuesta um 0:15 Uhr ↩︎